Seit zwei Wochen stehe ich mit einem Foodtruck auf dem Kulturweingut Kästenburg in der schönen Südsteiermark und verkaufe dort Currywurst, Pommes Frites und Sekt. Doch bevor jemand denkt, dass Corona daran schuld sei und man in schwierigen Zeiten eben schauen müsse, wie man über die Runden kommt …
Halt! Die Idee mit der Currywurst hat nichts mit Corona, dafür aber jede Menge mit meinem eigentlichen Beruf als Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens zu tun.
Die Idee mit der Wurste hatte ich schon vor vielen Jahren. Ich wollte immer eine Currywurst mit selbstgemachter Soße, Pommes und Sekt/Champagner verkaufen.
Mein Kunde, die Kästenburg in der Südsteiermark ist nach einem Brand gastronomisch eingeschränkt, der Wiederaufbauarbeiten ist voll im Gange .
Doch mir wollte nicht einleuchten, dass man nun diesen wunderschönen Ort vor der Baustelle nun brach liegen lässt.
Irgendwie muss man doch auch auf dem Hof trotzdem für Leben sorgen können.
Und dann fiel mir die Idee mit der Wurst und dem Sekt wieder ein.
Es folgen 10 Tage mit Konzept, Organisation, Einkauf, Putzen, Aufbau und last but not least habe ich am 11. September aufgemacht.
Offiziell bin ich nun Wurstverkäufer. Inoffiziell bin ich jedoch nichts anderes als sonst.
Die ganze Zeit über komme ich mit spannenden Menschen ins Gespräch. Menschen, denen ich als Unternehmer-Stefan womöglich nie begegnet wäre.
Als Currywurst-Stefan jedoch schon. Wir reden über Gott und die Welt und natürlich auch übers Geschäft. Wer macht was? Wie macht er das? Und kann man das vielleicht anders oder besser machen? Oder sollte man darüber nicht mal mit dem und dem sprechen? Ich liebe es.
Was mir in einigen Gesprächen aufgefallen ist, war ein ungläubiges Staunen, über das, was ich auf der Kästenburg mache.
„Ich hätte mich das nie getraut.“, „So mutig bin ich nicht.“, hieß es dann.
Das Lustige daran ist:
Ich bin kein mutiger Mensch. Ich bin ein neugieriger Mensch.
Ich wollte das mit der Currywurst einfach ausprobieren, ohne dass ich wusste, was mir die Idee bringen und wo sie mich hinführen würde. Natürlich freuet es mich, dass das Angebot sehr gut angenommen wird. Aber ich hätte mit der Idee genauso gut scheitern können. Dann hätte ich etwas für mich gelernt.
Ich finde es schade zu sehen, dass heutzutage sehr viele Menschen statt in Möglichkeiten, lieber in Unmöglichkeiten denken. Dass sie sich nichts zutrauen. Doch woran liegt das eigentlich?
Wir leben in einer revolutionären Zeit. Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren die Welt und das Leben eines jeden von uns radikal verändert.
Es mag dem einen oder anderen nicht so vorkommen, doch die Art wie wir kommunizieren, wie wir die Welt sehen, wie wir mit der Welt interagieren ist heute eine komplett andere als vor zehn Jahren.
Alles um uns herum ist komplexer und vielschichtiger geworden. Die enorme Fülle an Wissen und Informationen, die uns heute wie selbstverständlich umgibt, sobald wir in unsere Smartphones blicken, fühlt sich mitunter wie eine Last an, die man unmöglich tragen kann.
Das Ergebnis ist eine Überforderung, die in einer Kapitulation vor der Veränderung an sich mündet und in einer Sehnsucht nach der alten überschaubaren Welt von früher.
Wie schade! Ja, die Last ist in den letzten Jahren größer geworden. Aber wir haben mit der neuen digitalen Technik auch die Möglichkeit erhalten, einander viel schneller zu vernetzen und zu organisieren, um diese Last gemeinsam zu tragen.
Als die Menschen vor 500 Jahren auf den Horizont des Meeres blickten, mussten sie sich entscheiden, was sie dort sehen. Das Ende der Welt? Oder das Tor zu einer neuen Welt? Wenn ich auf den Horizont des Meeres blicke sehe, spüre ich immer ein Kribbeln.
Meine Abenteuerlust und meine Neugier melden sich. Und ich möchte los, mich auf den Weg machen. Ihr werdet es sehen...
Merke:"Nur wer aufbricht, kann ankommen!"
Und wenn es aktuell „nur“ eine wirklich fantastische Currywurst und ein Glas von dem ausgezeichneten Kästenburg-Sekt ist.
Brechen Sie auf. Schauen Sie vorbei.
Ich freue mich auf spannende Begegnungen!