"Geh mir nicht auf die Eier mit dem Thema Nachhaltigkeit"
Oder: Wie zwei meiner Kund:innen ein Umdenken und eine Veränderung bei mir ausgelöst haben
Und: Nein, für Veränderung ist es NIE ZU SPÄT!
Jeder Veränderungsprozess besteht aus vier Phasen. In Phase 1 erkennt man das Problem und akzeptiert es als solches. In Phase 2 beginnt man das Problem wirklich zu verstehen und über Lösungen nachzudenken. In Phase 3 erfolgt die Transformation, man probiert Lösungen aus und schaut, welche am besten funktionieren. In Phase 4 ist der Prozess mit der vollständigen Implementierung der Lösungen abgeschlossen.
Die Veränderung ist manifest. Die Lösungen werden gelebt.
Obwohl mich der Begriff der Nachhaltigkeit, wie jeden von uns, seit Jahren begleitet, habe ich mir – ehrlich gesagt –, nie sehr viele Gedanken darüber gemacht.
Nachhaltigkeit? Das war für mich ein schönes Wort, aber es hat mich nie gejuckt, mich näher damit zu beschäftigen. Ich kann gar nicht sagen warum. Ich vermute jedoch, dass die Nachwirkungen meiner Sozialisation in den Achtziger und Neunzigerjahren einfach stärker waren und mich daran gehindert haben, Nachhaltigkeit als ein Problem anzusehen, das mich und meine Generation betrifft.
Nachhaltigkeit war nicht mehr als ein Wort, das in meinen Augen sehr inflationär verwendet wurde und noch immer sehr inflationär verwendet wird.
Seit einigen Monaten ist das anders.
„Schuld“ daran sind zwei Neukund:innen, mit denen ich zusammenarbeite.
Die einen sind engagierte Bio-Weinbauern, die anderen betreiben einen Vintage-Secondhand-Shop in Graz.
Was mich bei beiden fasziniert hat, war die Selbstverständlichkeit, mit der beide Kund:innen ihr nachhaltiges Engagement leben. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl missioniert zu werden.
Wir redeten über Markenpositionierung, Zielgruppen und Produktportfolio wie bei jedem anderen Kunden auch.
Nur blitzte dahinter für mich in den Gesprächen immer wieder eine ganz neue Motivation und ehrliche Überzeugung auf: das Zusammendenken von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Das kannte ich in dieser Form bisher nicht. Und es hat mich nachdenklich gemacht.
Und das Wort Nachhaltigkeit begann seine Bedeutung für mich zu verändern. Es fielen Begriffe, wie holistisch, regenerative Landwirtschaft, wesensgerechte Wertschöpfung.
Es entstanden neue Inhalte für mich. Inhalte, die ich verstanden habe, die ich greifen konnte und die mich faszinierten. Ich erkannte einen „Sinn“ für mich.
Phase 1 des Veränderungsprozesses erfolgreich abgeschlossen.
Mittlerweile befinde ich mich mitten in der 2. Phase: Seit es bei mir in Sachen Nachhaltigkeit „Klick“ gemacht hat, beschäftige ich mich intensiver mit dem Thema.
Ich hinterfrage mein Verhalten.
Brauche ich dies oder jenes wirklich? Oder kaufe ich im Grunde genommen Müll?
Gibt es vielleicht regenerative Alternativen? Gibt es Lösungen, die besser für die Umwelt sind?
Einige Kleinigkeiten habe ich bereits geändert. Ich habe zum Beispiel jetzt immer eine Tragetasche aus Stoff im Auto, damit ich keine Plastiktüten beim Einkaufen mehr benötige.
Ich kaufe in Papier verpackte Putzmitteltaps, die man in Wasser auflöst. und anschließend ganz normal verwendet, ich habe die von kleany gekauft und bin top zufrieden. Ich habe allerdings bewusst auf den Kauf von den recht schicken Flaschen verzichtet und habe "nur" die Tabs gekauft. Flaschen mit Sprühfunktion habe ich noch genügend von alten Putzmitteln.
Und, ich setze mich mit „Bio-Siegeln“ auseinander und erkenne, das auch hier viel Schindluder betrieben wird… dazu an anderer Stelle einmal mehr...
Ich merke jedoch auch, dass ich noch vieles über Nachhaltigkeit lernen kann (und auch möchte). Genau das habe ich mir für das Jahr 2021 vorgenommen. Von meinen Erkenntnisgewinnen und meinen Ideen werde ich hier berichten.
In meiner Generation haben sich noch sehr viele Menschen kaum oder zumindest viel zu wenig mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt.
Dabei sollten sie das, nicht nur aus privaten, sondern auch aus beruflichen Gründen.
Warum das so ist, darüber handelt die kommende Folge von „Nachdenken über Nachhaltigkeit“ in meinem Blog!
Es geht mir nicht darum, mit einem Finger auf jemanden zu zeigen, besser zu sein, als irgendjemand… ich möchte „UNS ALLEN“, ganz besonders den Menschen aus meiner Generation meine Geschichte erzählen.
Dem Begriff der Nachhaltigkeit eine Stimme geben. Einen Inhalt geben. So wie ich es erlebt habe.
Und auf diese Reise nehme ich euch mit…
Mit herzlichen Grüßen
von eurem Stefan,
der jetzt mit seiner Baumwolltasche auf den Wochenmarkt geht...
(Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich sowas einmal schreiben würde :-))